Freitag, 20. November 2015

Dies ist ein Münchner-U-Bahn-Gedicht (Das Gedicht, das kam; die U-Bahn nicht ...)

"Knacks ... knacks ... Verehrte Fahrgäste ..."
'Oh weh,' dachte ich, 'das Beste
Steht an diesem Tag uns wohl noch bevor.'
Und ganz Ohr lauschte ich der ewig grimmen Mär:
"Die angegebenen Abfahrtszeiten sind ohne Gewähr."

Im übrigen ging diese Geschichte so weiter:
Und zwar hatte der Freund und Begleiter
Einer bislang unbekannten Frau selbige getötet.
Sie habe geflötet, ganz Unschuld: 'Tha' train will be late.'
Darauf er: 'And that was the last stupid remark you made!'

Erst fiel ein Schuß, und dann die Frau,
Perverserweise fiel sie genau
Mitten auf die Münchner-U-Bahn-Gleise.
"So 'ne Scheiße", flucht einer. Die andern schauen ihn an:
"Sie gell fei, reißen'S Ihne g'fälligst zamm, junger Mann!"

Der tritt einen Schritt vor, der and're einen zurück,
Hinter mir flüstert jemand: "Zum Glück
Sind nicht nur die Abfahrtszeiten heute ohne Gewehr,
Sondern auch er. Stell dir das mal vor: gleich noch 'ne Leiche -
Und das hier am Bahnhof, vielleicht noch mitten auf der Weiche?"

Ich dreh' mich um und gehe weg. Wieso warten?
Überall hängen doch diese Karten:
Will die U-Bahn nicht kommen, nimmt man einfach den Bus.
Von der Tragödie Schluß las ich dann später in der Zeitung:
"Schlägerei am Bahnhof, 50 Tote, zerstörte Oberleitung."




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen