Sonntag, 30. Juli 2023

Der Schrittzählerquäler oder Le Pédomètre Homme

Manche Menschen wandern gerne,
sitzen danach in der Taverne -
wieder andre führt ihr Weg
fast täglich in die Bibliothek.

Vollgestopft mit lauter Wissen
sinken abends sie aufs Kissen.
Wovon sie jedoch keine Ahnung
haben ist, daß alle Planung,
egal wer was gerade tut,
fest in Zwergenhänden ruht.

Gartenzwerge geben Tantra,
und wer knipst denn an der Wand da?
Richtig, Horst der Fotozwerg,
er kommt aus Grins, hinter dem Berg.

Jeder weiß, er weinte arg,
damals an Schneewittchen's Sarg,
und seit die froh von dannen ritten
fotografiert er beinah zwanghaft Titten,
liebend gern auch mal 'ne Möse
denn er ist Schneewittchen böse.

Haut einfach ab mit ihrem Prinz
und er hockt da, allein, in Grins.

Auch in Handys sitzen Zwerge.
Winzig klein zwar, doch ihre Werke
sind für jeden unerläßlich - 
machen sie Pause flucht man gräßlich,
Kein Netz!, hört man und: Sauerei!

Wüßte man, daß Haferbrei,
nachts neben's Telefon gestellt,
dort wo der Zwerg gern Jause hält,
solchen Frust gekonnt verhindert,
der den Menschen oft behindert -
alle kochten froh und frei
jeden Abend Haferbrei!

Leider liest der Mensch zwar viel,
weiß alles übers Krokodil
kennt im Zoo fast jeden Tiger
doch die kleinen Schicksalsbieger
die in ihren Handys sitzen,
unablässig für sie schwitzen,
von denen ham sie nie gehört.

Wären kolossal empört
würd man sie in Kenntnis setzen.
Für den Mist nur wär der Fetzen
auf dem solch Unsinn ist gedruckt.
Nachdem er vernehmlich ausgezuckt
träte ein jeder voller Wonne
die Lügenpresse in die Tonne!
Leider beging denselben Fehler
einst unser Schrittezählerquäler.

Zwischen Düsseldorf und Paderborn
hatte er stets die Nase vorn.
Hier ein Bild und dort ein Foto,
mal Vollformat, mal pars pro toto.
Immer lustig und fidel,
auf daß den Schrittzähler er quäl'.

Von dem er blöderweis nix wußte.
Der Zwerg der dachte: Na wart, dem huste
ich jetzt echt bald einmal was!
Was dieser Piefke rumrennt, das ist kraß!
Ich komme nicht mehr hinterher!
Mein Kollege liegt schon quer!
Einen Notruf setz ich ab,
sonst droht uns bald das kühle Grab!

Die Zentrale fackelt nicht,
schickt sofort den Rachewicht.
Klein und biegsam, unverhohlen
schleicht sich der auf leisen Sohlen
nachts zum Quäler flugs ins Bett,
findet diesen zwar echt nett,
der Auftrag jedoch g'hört abgeschlossen,
so zieht er brav und unverdrossen
dem Quäler jedes einzlne Haar
aus der Brust und leider zwar
völlig schmerzfrei doch so feste,
daß jegliche Follikelreste
das Zeitliche für immer segnen.

Ließe Gott Haarserum regnen,
stünd er am Feld die ganze Nacht -
Umsonst! Vorbei ist's mit der Pracht.

Einsam schleppt sich unser Quäler
nun durch's Leben, doch der Zähler
und sein Kollege sind recht froh,
jodeln laut ihr Hollero,
daß man's bis nach München hört
wo eine Dame ungestört
nun von des Piefkes Fotoflut
ihr weit'res Leben fristen tut.
Denn für Männer ohne Brustbehaarung -
gibt's nur noch igno, das ist klar nun!

Hätt er nur eher sich bedacht,
und diese Zähl-App weggemacht!

Frei könnt er bleiben weiterhin, 
und zum fernen München hin
flögen heitere Gedanken,
um sich für diese zu bedanken
kämen von dort blöde Gedichte
und die beiden Handywichte
hätten ein sorgenfreies Leben,
würden singend Netze weben.

Doch der Mensch, er scheut die Klarheit,
geht aus dem Wege jeder Wahrheit,
knechtet gern sich und andere,
statt daß er fröhlich wandere
ohne Zahlen und Produkte
für die ein armer Zwerg sich duckte.
















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